Partievermarktung: Sparsam einkaufen mit Shoppingtrends

Das Internet hat sich mittlerweile zu einem riesigen Marktplatz entwickelt. Immer mehr Produkte und maßgeschneiderte Dienstleistungen verhelfen dem Shopping per Mausklick zu wachsender Popularität. Live-Shopping bzw. Shopping-Clubs sind nur zwei aktuelle Beispiele. Aber auch abseits des E-Commerce haben sich in den letzten Jahren neue und alte Shoppingtrends etabliert. Trödelmärkte erfreuen sich wachsender Beliebtheit und auch Factory Outlets bzw. Lagerverkäufe sind weiterhin aktuell.

Partievermarktung

Einkaufen – lifestylegerecht auch gern mit dem „Shopping“-Begriff aufgehübscht – ist heutzutage vielfach mehr als nur ein uninspirierender Versorgungseinkauf für Lebensmittel oder Textilien. Zeitgemäßer Konsum, so verlangt es der moderne Verbraucher, soll anregen oder einen unterhaltenden Erlebniswert vermitteln. Ansonsten ist der Kunde nicht gewillt seine Sparsamkeit abzulegen.
Wer als Einzelhändler trotzdem gezielt die Schnäppchenjäger anlocken will, muß seinen Kunden immernoch einen Mehrwert bieten, um sich zumindest zeitweise von der ähnlich agierenden Discounter-Konkurrenz abgrenzen zu können. Um dies zu erreichen, hat der Handel das (mittlerweile oft kopierte) Erfolgsrezept der Partievermarktung für sich entdeckt. Gemütliches Ambiente und Wohlfühlfaktoren sind hierbei allerdings nicht gefragt, Torschlusspanik und Wühltisch-Flair sollen den Verbraucher von der Einmaligkeit und Preiswürdigkeit dieser Angebote überzeugen.
Als Partiewaren bezeichnet man mengenmäßig und zeitlich begrenzt angebotene Produkte, die weder zum Standardsortiment noch zum Saisonsortiment gehören. Zumeist sind Partiewaren sogar komplett sortimentsferne Produkte die nur im Zuge der Partievermarktungsaktion zu einer Themenwelt bzw. Warengruppe zusammengefasst werden. An die fehlende Beziehung zum übrigen Sortiment haben sich die Verbraucher aber offenbar gewöhnt. Denn durch eine zeitlich begrenzte Warenverfügbarkeit wird ganz bewusst die Knappheit und der Ausnahmecharakter der Aktion betont und so dem Verbraucher ein gewisses Maß an Exklusivität suggeriert. Die Kaufentscheidung bzw. der Kaufwille soll damit vorangetrieben werden, denn der Verbraucher soll den Eindruck gewinnen, daß dieses Angebot eine günstige Gelegenheit für ein Schnäppchen darstellt.
Über viele Jahre hinweg galt der Hamburger Kaffeeröster Tchibo als Vorreiter und Platzhirsch in Sachen Partievermarktung mit seinen Aktionswaren, die mengenmäßig begrenzt und einmalig in wöchentlich wechselnden Themenwelten angeboten wurden. Heute sind es vor allem die Discounter (Aldi, Lidl, Penny, Plus, Norma) mit ihren laufend wechselnden Angeboten an Non-Food-Artikeln, welche die Partievermaktung mit ihrer Marktmacht und aggressiver Preiswerbung weiter vorantreiben. Dabei erschließen sie immer exotischere Themenbereiche und Nischenprodukte für die Partievermarktung – selbst vor Anglerbedarf und Reiterausstattung wird nicht mehr zurückgeschreckt. Immer neue Käuferschichten können so erschlossen werden, denn die großen Discouter-Ketten bündeln die Nachfrage und durch hohe Bestellmengen erzielen sie entsprechend günstige Einkaufskonditionen.
Um dabei Kannibalisierungseffekte und Imageschäden für Markenhersteller zu vermeiden bzw. Preis- und Produktvergleiche zu erschweren, werden für die Partievermarktung neben Handelsmarken häufig Exklusivmarken genutzt. Wäre nämlich eine bestimmte Herstellermarke bzw. ein Markenprodukt wiederholt Gegenstand einer äußerst preiswerten Partievermarktung, dann bestünde die Gefahr, daß die Konsumenten die Preiswürdigkeit überdenken und daraufhin die Preisbereitschaft gegenüber der Herstellermarke sinkt.
Das Konzept der Partievermarktung zeigt aber auch Abnutzungserscheinungen. In den letzten Jahren lassen sich die thematisch präsentierten Gebrauchsgüter auch bei den Discountern längst nicht mehr so gut verkaufen wie früher. Es mangelt an Abgrenzung und Einzigartigkeit. Die begrenzte Warenverfügbarkeit kann nur noch unzureichend vermittelt werden – der Schnäppchencharakter geht verloren und für das Handeluntersnehmen steigt das Restposten-Risiko bzw. das Problem der Angebotsüberhänge. Zu groß ist der Wettbewerb im Bereich der Partievermarktung geworden, so daß der Konsument sich nicht mehr auf jedes Aktionsangebot stürzt. Der Verbraucher wird zunehmend kritischer und verliert zwangsläufig den Glauben an das exklusive und knappe Angebot, wenn nahezu identische Sonderposten im Wochenrhythmus ihren Zug durch die verschiedenen Discounter-Regale antreten. Die Einmaligkeit der günstigen Gelegenheit geht verloren, wenn der Verbraucher damit rechnen kann, daß in absehbarer Zeit bestimmte Artikel mit großer Wahrscheinlichkeit woanders als Partieware angeboten werden.
Darüber hinaus sind zahlreiche Online-Shopping-Portale die ähnliche Warenangebote zu vergleichbaren Preisen offerieren hinzugekommen, sowie Internetplattformen die ständig Restposten, Auslaufmodelle, Saisonendware, Reklamationsware, Ware zweiter Wahl, Überschussware oder Ware aus Konkursen anbieten. Und für den Endverbraucher hat dies nicht zu unterschätzende Vorteile, denn durch das WWW ist er immer nur einen Mausklick von mehr Auswahl, mehr Transparenz und mehr Informationen entfernt. Im Internet stehen dem Verbraucher unzählige Beschaffungswege und Preis- und Leistungsvergleiche für Partiewaren offen. Für den stationären Handel wird die erfolgreiche Partievermarktung also zunehmend schwieriger, denn schon heute trifft dort nur noch wirklich attraktive bzw. exklusive Partieware zu günstigen Preisen auf eine hohe Nachfrage.