Digitalkameras – Sparen durch Reparieren

Die heutigen Digitalkameras sind klein, kompakt, vollgestopft mit Mikroelektronik und wenn sie runterfallen geht zumeist irgendetwas kaputt. Meiner Erfahrung nach, gibt es dabei vier beliebte Schadensverläufe, da die Kamera entweder in mehrere Einzelteile zerbricht, sie ungünstig auf das Display oder Batteriefach fällt oder sie auf dem ausgefahrenen Objektiv landet. Die meisten kompakten Modelle sind danach kaputt bzw. ein wirtschaftlicher Totalschaden, aber manchmal hat man auch Glück und kann diese technischen Wunderwerke selber reparieren.

Objektiv klemmt – Digitalkamera reparieren

[werbung_linkblock]Ist nach dem Sturz bzw. Herunterfallen nur das Display der Digitalkamera kaputt oder beschädigt, d.h. Displayglas zerbrochen oder LCD-Platine gebrochen, kann man diese Schäden oftmals relativ leicht durch Displayaustausch beheben, sofern man ein baugleiches, günstiges Display noch irgendwo (z.B. Ebay) bekommen kann.
Auch eine abgebrochene Batterieabdeckung läßt sich notdürftig reparieren. Ist hingegen das Objektiv verbogen oder beschädigt, dürfte sich ein Austausch nur selten lohnen, da für den Austausch der Objektiveinheit die Kamera so ziemlich komplett auseinandergeschraubt werden muß. Manchmal hat man aber Glück im Unglück und das Objektiv hat sich durch den Sturz nur verklemmt, beispielweise weil das Kameragehäuse an der Stelle verbeult ist oder sich das Gehäuse leicht verzogen hat. In solchen Fällen, oder wenn das Objektiv durch Staub oder Sand nicht mehr richtig ausfährt, kann man es mit einer eigenhändigen Reparatur versuchen. Manchmal ist die vermeintlich kaputte Digitalkamera noch zu retten, zumal sich eine professionelle Kamerareparatur bei digitalen Kompaktkameras nur selten lohnt. Gerade bei mechanischen Defekten an Digitalkameras fällt meine Reparaturbilanz durchaus positiv aus, sofern es beim Zerlegen nicht schon zu einem Totalschaden kommt.
Meine alte Minolta F300 hatte rund um das Objektiv ein eingedrücktes Metallgehäuse, welches das Objektiv am Ausfahren hinderte. Da die Elektronik noch funktionierte, schraubte ich die Kamera einfach mal auf. Schon durch das Aufschrauben löste sich die Verklemmung und ein sanftes Biegen am Objektivring löste das Problem dann, so daß die Kamera heute noch funktioniert. Auch bei einer Canon Ixus konnte das verklemmte Objektiv durch vorsichtiges Ausbeulen des Gehäuses repariert werden. Bei einer Sony und einer Casio Exilim hatte ich leider weniger Glück da durch das Herunterfallen (meine Reparaturversuche) wohl Folien-Leiterbahnen durchtrennt wurden.

samsung-blitzelkoMein neuester Erfolg betrifft eine Samsung S860, die ich auch durch Zufall reparieren konnten, nachdem diese Bekanntschaft mit staubigem Gartenboden gemacht hatte. Auch bei der Samsung Kamera war das Objektiv verklemmt, was sich durch leichtes knirschen im Objektivantrieb bemerkbar machte, so daß das Objektiv auch nur noch ca. 3 Milimeter herausfuhr und die Digicam nur noch unscharfe Bilder machte. Anfangs konnte man die Kamera noch mit leichten Erschütterungen überlisten, um das Objektiv ganz herauszulocken. Zum Schluß hörte man nur noch drei Piepstöne und die Sicherheitsabschaltung. Da ansonsten die Kameraelektronik noch funktionsfähig war, wagte ich mich an einen weiteren Digitalkamera-Reparaturversuch.
Die komplexe Elektronik heutiger Digitalkameras führt allerdings heutzutahe immer öfter dazu, daß das Öffnen der Kamera trotz Feinmechaniker-Werkzeug eher zu einem Glückspiel wird. Kameras auseinander zu schrauben bzw. die Gehäuseteile aus ihren brüchigen Plastikverankerungen herauszudrücken bedarf äußerster Sorgfalt und natürlich auch Sauberkeit. Sofern man eine weitere Digitalkamera besitzt, sollte man jeden Arbeitsschritt mit Fotos dokumentieren. Bei vielen unterschiedlichen Schrauben (Gewindegrößen bzw. -längen) sollte man sich deren genaue Position merken bzw. diese sich sicherheitshalber notieren.

Achtung: Auch wenn man bei den meisten Digitalkameras zur Gehäuseöffnung die Batterien oder Akkus entnehmen muss, so sollte man sich trotzdem darüber im Klaren sein, daß das Öffnen einer Kamera nicht ungefährlich ist. Die meisten Kameras (z.B. Pentax, Lumix, Nikon, Sony) besitzen Blitzlicht und damit auch Blitz-Kondensatoren (Blitzelkos) die mit einer Spannung je nach Bauart von 200 bis 600 Volt arbeiten, so daß, je nachdem wieviel Lichtleistung der Blitz bringen soll, in einer Digitalkamera Kondensatoren mit einer Kapazität von 100-200µF eingebaut sind. Die Blitzelkos sind auch nach Entnahme der Kamerabatterien zumeist noch geladen und das Berühren kann zu einem nicht unerheblichen Stromschlag führen. Zur Sicherheit sollte man deshalb ein ESD-Armband (Antistatikband) tragen.

digicam-reparierenUm das Plastikgehäuse (2 Gehäusehälften) der Samsung Kamera zu lösen, müssen erst einmal 6 Schrauben (von 8 Stück) an den Seiten des Gehäuses abgeschraubt werden. Die 2 Schrauben direkt am Gewinde des Stativs müssen dazu nicht gelöst werden.
Nachdem die 6 Schrauben entfernt sind, lassen sich die beiden Gehäusehälften relativ einfach abziehen und entfernen.
Da das Innenleben der Samsung S760 ein kompakter Block ist, können auch ohne die aufgeschraubten Gehäusehälften testweise Batterien eingesetzt und der Batteriefachdeckel geschlossen werden. Vielleicht verursacht ja das Gehäuse das Klemmen des Kameraobjektivs beim Ein- und Ausfahren. Ein kurzer Funktionstest zeigte leider, dass das Objektiv bei meiner Kamera auch ohne Gehäuse nicht komplett ausfährt. Da das kompakte Objektivgehäuse offensichtlich nur von der Rückseite der Kamera erreicht werden kann, mußte ich als nächstes das LC-Display entfernen. Da das Display nur mit dünnen Klebestreifen befestigt war, konnte man den Mini-Bildschirm relativ einfach umklappen, um danach die zwei Schrauben der Displayhalterung (Metallrahmen) lösen zu können. Leider befindet sich dann unter der Displayhalterung nicht wie erhofft, eine Aussparung mit dem Objektivgehäuse, sondern nur die Hauptplatine der Digicam, welche durch weitere Schrauben gehalten wird.

digicam-hauptplatineNatürlich hätte ich auch diese Schrauben gerne entfernt, um näher an das Objektiv und den objektivantrieb zu gelangen, aber in meinem Fall waren diese Schrauben so bombenfest verschraubt, daß ich mit Sicherheit irgendwann abgerutscht wäre und dabei die Platine zerstört hätte. Mir blieb also nur die Möglichkeit die Kamera unverrichteter Dinge Stück für Stück wieder zusammenzuschrauben. Da die Kamera ohnehin nicht mehr richtig funktionsfähig war, kam ich zu dem Entschluss, ein wenig mit dem Objektiv zu experimentieren. Dazu legte ich Batterien in die noch gehäuselos daliegende Kamera und versuchte beim Anschalten den Objektivmotor beim Ausfahren ein wenig zu unterstützen, indem ich an den Objektivrändern ein feines Taschenmesser als Hebel ansetzte. Nach mehrmaligem An-/Ausschalten konnte ich mit sanfter Gewalt das Objektiv in den Ausgefahrenen Zustand versetzen, allerdings waren die Bilder im Display weiterhin unscharf, d.h. der Autofokus der Kamera funtkionierte nicht richtig. Da ich nichts zu verlieren hatte, tränkte ich daraufhin einen schmalen Streifen (1×4 cm) Kopierpapier mit der Spitze in Feinmeschnaik-Öl und führte diesen in die zwei Schlitze rund um das Objektiv ein. Jeweils so tief wie möglich und entlang der kompletten Rundung. Dann schaltete ich die Kamera aus und unterstützte das Einfahren des noch klemmenden Objektivs mit leichtem Fingerdruck. Dann versuchte ich das Objektiv durch mehrmaliges An-/Ausschalten der Kamera gängig zu bekommen, was irgendwann auch funktionierte. Offensichtlich hatte das Öl irgendwann die richtigen Stellen erreicht und das klemmende Objektiv vollständig gelöst und ausreichend geschmiert. Natürlich hatte und habe ich Bedenken aufgrund des relativ ungezielten Einsatzes von Feinmechanik-Öl am Objektiveinsatz, gerade wegen der Kameralinsen und des CCD-Sensors. Aber ohne diese heiklen aber bis jetzt erfolgreichen Reparaturversuch, wäre die Kamera auch nicht mehr funktionsfähig gewesen. Deshalb sollte ein Hobby-Bastler auch den Totalverlust immer mit einkalkulieren und sich über jeden Reparaturerfolg freuen, so zufällig er auch erscheinen mag.